Lean Management gilt als bewährter Ansatz, um u.a. Prozesse effizienter zu gestalten, Verschwendung zu vermeiden und den Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Dennoch scheitert die Einführung von Lean in vielen Unternehmen – trotz guter Absicht, Schulungen und Projekten. Woran liegt das?
Viele Unternehmen führen Lean wie eine Methode „zum Abhaken“ ein – als Initiative mit klarer Deadline. Dabei ist Lean kein Projekt, sondern eine Denkrichtung und Führungsphilosophie, die dauerhaft gelebt werden muss. Ohne langfristiges Commitment auf allen Ebenen verpufft der Effekt.
Lean verlangt nicht nur neue Werkzeuge, sondern eine neue Haltung – vor allem bei Führungskräften. Wer Lean „top-down“ verordnet, aber nicht selbst lebt, verliert schnell das Vertrauen der Mitarbeiter. Führung bedeutet im Lean-Kontext: Vorbild sein, zuhören, befähigen statt kontrollieren.
Lean lebt von der kontinuierlichen Verbesserung – und die kommt nur zustande, wenn Mitarbeiter mitgestalten dürfen. In vielen Fällen werden Maßnahmen über ihre Köpfe hinweg entschieden. Die Folge: Widerstand, Misstrauen oder Desinteresse.
5S, Kanban, Wertstromanalyse – all das sind sinnvolle Methoden. Doch sie bringen wenig, wenn die dahinterliegende Kultur nicht stimmt. Ohne eine gelebte Haltung von Respekt, Transparenz und Fehleroffenheit bleiben Tools wirkungslos.
Oft fehlt eine klare Vision: Warum führen wir Lean ein? Was soll besser werden – für Kunden, für Mitarbeitende, für das Unternehmen? Ohne dieses „Warum“ fehlt die Motivation für den Weg dorthin. Lean ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel zur Sinn- und Wertschöpfung.
Wer Lean wirklich leben will, braucht mehr als Workshops und Prozesse. Es braucht eine neue Haltung, die von der Führung ausgeht und Mitarbeiter einlädt, mitzudenken und mitzugestalten. Nur dann wird Lean zu einem echten Erfolgsfaktor – und nicht zur nächsten gescheiterten Initiative.
In vielen Unternehmen liegt das Problem nicht im Team – sondern an der Spitze. Unfähige Führungskräfte sind keine Seltenheit. Doch was macht sie so zerstörerisch?
1. Kommunikation auf dem Niveau einer Baustelle.
Kraftausdrücke, lautes Anbrüllen oder respektloser Ton – das ist kein „authentischer Führungsstil“, sondern schlichtweg unprofessionell. Wer so mit Menschen umgeht, zerstört Motivation und Vertrauen.
2. Keine klaren Prozesse, keine klaren Anweisungen.
Mitarbeiter sind keine Hellseher. Wenn Ziele, Rollen und Abläufe unklar bleiben, entsteht Chaos. Führung heißt: Orientierung geben – nicht Verwirrung stiften.
3. Kritik satt – Lob fehlt.
Wer ständig nur bemängelt, was schlecht läuft, und nie würdigt, was gut funktioniert, bekommt kein starkes Team, sondern ein verunsichertes. Anerkennung ist kein Bonus, sondern Führungsaufgabe.
4. Fehlende Umgangsformen.
Respekt, Zuhören, Verlässlichkeit – das sind keine Soft Skills, das sind Basics. Wer diese nicht beherrscht, gehört nicht in eine Führungsrolle.
5. Unerfahren und ungeschult.
Führung ist ein Handwerk. Wer ohne Schulung, Reflexion oder Mentoring in eine Führungsposition rutscht, wird oft zum Risiko – für Mitarbeiter, Kultur und Ergebnisse.
Fazit:
Führung ist keine Frage des Titels, sondern der Haltung und Kompetenz. Unternehmen, die ihre Führungskräfte nicht gezielt auswählen, entwickeln und kontrollieren, zahlen am Ende den Preis – in Form von Fluktuation, Krankheit und Leistungsverlust. Es wird Zeit, dass wir aufhören, schlechte Führung zu tolerieren. Denn sie ist kein Kollateralschaden – sie ist vermeidbar.
Am Ende bekommt jedes Unternehmen die Mitarbeiter die es verdient.