Mut zur Lücke – Eine wahre Veränderungsgeschichte -Teil 7-

Teil 7 – Der erste Kreis

Das Board hing. Gut sichtbar für alle. Vier Spalten, klar strukturiert:

  1. Woran arbeite ich gerade?
  2. Was hindert mich?
  3. Was tun wir dagegen?
  4. Wer macht’s – bis wann?

Unten am Board: ein kleiner Zusatz – scheinbar unscheinbar, aber bedeutsam.
Ein Stimmungsbarometer mit drei Smileys:
😊 (gut), 😐 (neutral), 😟 (schlecht).
Jeder konnte mit einem kurzen Strich markieren, wie die eigene Stimmung gerade war.
Kein Zwang. Kein Nachfragen. Einfach ein ehrliches Zeichen.


Der Moment der Wahrheit

Das erste tägliche Stand-up-Meeting stand an.
Punkt 9:00 Uhr. Alle waren da. Auch Herr M.
Ein paar verschränkte Arme, zurückhaltende Blicke – die typische Unsicherheit vor etwas Neuem.

Ich moderierte. Ganz ruhig. Einer nach dem anderen trat vor.
Einige sprachen frei, andere zögerten, lasen vom Zettel. Aber sie redeten.
Und plötzlich stand da ein Problem auf dem Board, das lange unter der Oberfläche geschwelt hatte.
Jetzt war es sichtbar. Endlich greifbar.

Herr M. sah auf das Board – und fragte ruhig:
„Was braucht ihr, damit das gelöst wird?“

In diesem Satz lag so viel Veränderung.


Vom Jammern zur Verantwortung

Ein Mitarbeiter meldete sich sofort:
„Ich übernehme das. Aber ich brauche Rückmeldung vom Einkauf.“
Der Einkauf nickte. Zwei Namen, ein Termin.
Das Problem war nicht verschwunden – aber es war in Bewegung.

Genau darum ging es.


Kleine Striche – große Wirkung

Bevor das Meeting zu Ende ging, warfen viele noch einen Blick auf das Stimmungsbarometer.
Ein paar Striche bei „neutral“, einige bei „gut“. Einer bei „traurig“.
Niemand kommentierte das.
Aber alle sahen es.

Und allein das reichte. Es war ein stiller Impuls: „Hier darf ich ehrlich sein.“


Führung zeigt sich in kleinen Momenten

Am Ende sagte eine Kollegin leise:
„Es tut gut, offen zu sprechen. Das sollten wir beibehalten.“

Nach dem Meeting blieb Herr M. noch am Board stehen.
Er sagte: „Ich dachte, ich hätte den Überblick. Aber ich habe vieles nicht gesehen.“

Ich entgegnete: „Jetzt schaffen Sie einen Raum, in dem Probleme und Stimmungen sichtbar werden. Das ist Führung.“

Er nickte. Und zum ersten Mal in all den Wochen hatte ich das Gefühl:
Er fängt an, sich in dieser Rolle wohlzufühlen.


Und jetzt?

Morgen folgt das nächste Stand-up.
Ein Mitarbeiter übernimmt die Moderation.
Herr M. ist dabei – nicht als Kontrolleur, sondern als Möglichmacher.

Und ich? Ich bin dabei. Still. Wach. Und bereit für Teil 8…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert