Wenn Angst regiert: Was schlechte Führung wirklich anrichtet

Beobachtungen aus dem Alltag – und ein stiller Aufruf zur Veränderung

Kürzlich machte ich eine Beobachtung, die mich bis heute beschäftigt. Es war kein Kundentermin, kein geplanter Workshop, sondern schlicht ein kurzer Abstecher in einen Supermarkt.

Dort erlebte ich, wie eine Führungskraft vor versammelter Mannschaft einen Mitarbeiter zurechtwies. Es war kein sachliches Gespräch – es war laut, emotional und durchzogen von Androhungen. Der Satz, der hängen blieb:
„Noch EINMAL sowas, dann gibt’s die Abmahnung!“

Kurz darauf entdeckte ich diesen Aushang – sichtbar für alle Mitarbeiter und leider auch für alle Kundinnen und Kunden:

Ein in grellem Gelb verfasstes Warnschild. Kein Hinweis, keine Erinnerung, kein Appell – sondern eine Drohung. Öffentlich. Unmissverständlich. Abschreckend!

Führung durch Angst – und was sie zerstört

Solche Führungskräfte sind nicht selten. Sie arbeiten mit Druck, mit Kontrolle, mit Einschüchterung. Sie glauben, durch Härte Disziplin zu erzeugen. Tatsächlich erzeugen sie aber nur eines: Angst.

Was sie nicht erzeugen:
Vertrauen, Eigenverantwortung, Freude an der Arbeit und Entwicklung.

Mitarbeiter, die ständig das Gefühl haben, unter Beobachtung zu stehen, machen keine Fehler – und wenn doch, reden sie nicht darüber. Sie schweigen. Sie vermeiden Verantwortung. Sie sichern sich ab.
Und sie verlassen das Unternehmen – spätestens dann, wenn sich eine bessere Gelegenheit ergibt.

Besonders schlimm: der Blick der Neuen

Stellen Sie sich vor, Sie sind neu in diesem Unternehmen. Oder noch schlimmer: Sie sind Auszubildender, gerade einmal 18 Jahre alt oder jünger.
Sie sehen diesen Aushang. Und hören nebenbei, wie mit anderen gesprochen wird.
Ihre Gedanken?

„Wo bin ich hier nur hingeraten?“
„Was passiert wohl, wenn ich selbst einen Fehler mache?“
„Wem kann ich überhaupt vertrauen?“

Diese Unsicherheit lähmt. Sie blockiert Entwicklung. Und sie ist der Anfang vom Ende einer guten Mitarbeiterbindung.


Falsche Härte ersetzt keine Führung

Ich sage es in aller Deutlichkeit: Führung ist kein Ort für Machtspiele! Niemals!
Und ein solcher Umgang mit Mitarbeitenden ist kein Einzelfall.

Wer denkt, er müsse seine Führungsrolle durch Abmahnungen oder Angst absichern, zeigt vor allem eines: Unsicherheit. Und fehlende Führungskompetenz.

Gute Führung beginnt mit Haltung.
Mit Klarheit, aber auch mit Respekt.
Mit Präsenz, aber auch mit Vertrauen.

Was braucht es stattdessen?

Konsequenz – aber nicht Willkür
Feedback – aber konstruktiv
Standards – aber nicht Einschüchterung
Haltung – nicht Lautstärke

Wer führen will, braucht Mut. Mut zur Auseinandersetzung, Mut zur Reflexion und Mut zur Entwicklung. Wer Angst sät, wird Unsicherheit ernten. Wer hingegen Vertrauen lebt, erntet Verantwortung.


Fazit: Führung braucht kein Schild in grellem Gelb.
Führung braucht ein Bewusstsein für die Wirkung des eigenen Handelns.

Wenn wir wollen, dass Mitarbeiter mitdenken, mitfühlen und mitgestalten, müssen wir als Führungskräfte vorangehen – nicht von oben herab, sondern auf Augenhöhe.


Sie möchten die Führungskultur in Ihrem Unternehmen verändern? Dann lassen Sie uns reden. Der erste Schritt beginnt – wie immer – mit ehrlichem Hinschauen.
www.jehk.de

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