Mut zur Lücke – Eine wahre Veränderungsgeschichte -Teil 2-

Teil 2: Alte Zöpfe und neue Fragen

Ein paar Tage nach unserem ersten Telefonat saß ich mit Herr M. an einem Besprechungstisch in seinem kleinen Besprechungsraum. Keine PowerPoint, kein Flipchart, keine vorbereiteten Diagramme. Nur Kaffee, ein Notizbuch – und viele offene Fragen.
Herr M. war angespannt. Nicht unfreundlich, aber spürbar zerrissen zwischen Frust und Hoffnung. „Ich will, dass sich was ändert. Aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht mal mehr, warum ich das alles eigentlich mache.“
Das saß. Und es war der erste wirklich wichtige Satz, den er an diesem Tag sagte.
Viele Geschäftsführer reden über Strategien, Prozesse, Umsätze. Herr M. sprach über sich. Und das war gut so – denn genau da beginnt echte Veränderung: beim Blick in den Spiegel, nicht auf das Zahlenblatt.

Wir begannen, das Unternehmen zu durchleuchten. Nicht analytisch im klassischen Sinn, sondern erzählerisch. Ich ließ ihn reden, fragte nach, spürte nach. Was hat er aufgebaut? Was war ihm mal wichtig? Was treibt ihn heute an? Und was lähmt ihn?
Die Gespräche gingen tief und es liefen sogar Tränen., Und schnell wurde klar: Es gab viele alte Zöpfe, die abgeschnitten gehörten. Prozesse, die nur noch aus Gewohnheit liefen. Rollenverteilungen, die längst überholt waren. Und mittendrin: ein Geschäftsführer, der immer mehr das Gefühl hatte, sein Unternehmen lebe ein Eigenleben, das nicht mehr zu ihm passte.
Ich erinnere mich an einen Moment besonders gut: Herr M. sagte mit leiser Stimme, fast wie zu sich selbst: „Vielleicht hab ich zu lange versucht, das Bild eines Unternehmers zu erfüllen, das gar nicht meins ist.“ Und plötzlich war da keine Strategie mehr wichtig. Nur noch Ehrlichkeit.
In diesem Moment dachten wir beide nicht an Wachstum oder Marktanteile. Wir dachten an Sinn. An Identität. Und an den Mut, Dinge infrage zu stellen, die man selbst erschaffen hat.
Es war der Anfang eines langen Weges. Und ich ahnte schon: Einfach würde das nicht werden. Und ich sollte Recht behalten…

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